25.01.22

3t_Rohstoff_Rettung_co2_circular_economy_(1)

Drei Tonnen, 110 m², 29 Badewannen und ein Mal nach Tel Aviv


Vor über einem Jahr haben claus und claus angefangen die Köpfe zusammen zu stecken,
um aus einer wohl überlegten Idee, etwas greifbares zu machen. Seither ist viel passiert.

Von der Gestaltung und Produktion unserer Serienprodukte, individueller Maßanfertigungen und Interior-Elementen,
über die Ausstellung unserer Möbel in einer 
Ladenfläche im Herzen Oldenburgs bis hin zur Gründung einer Regionalgruppe für Gemeinwohl-Ökonomie.


Circular Economy

Im Kern unserer Arbeit steht von Anfang an die Kreislaufwirtschaft. Wertvolle Rohstoffe vor dem Exit zu retten und etwas Schönes daraus zu fertigen, ist weder in Deutschland noch in der globalen Möbelbranche ein besonders ökonomisches Wirtschaftsmodell, weshalb wir viele Wege neu gehen und Infrastrukturen neu aufbauen müssen.

Andere Unternehmen nach ihrem Müll zu fragen, weil wir daraus nochmal was zaubern wollen, klingt auch erstmal nach keiner Cashcow. Manche haben wir aber auch ein bisschen aus ihrem kapitalistischen Einwegtraum geweckt und haben nicht zuletzt uns selbst gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Nach einer langen, poetischen Einleitung kommen wir jetzt zu ein paar konkreteren Zahlen: Wir freuen uns über die Rettung von rund 3 Tonnen Spanplatten und deren Weiterverarbeitung in unserem ersten Geschäftsjahr!


Warum wir darauf stolz sind?

Einerseits, weil die deutsche Holzwerkstoffindustrie die größte Europas ist, Spanplatten rund die Hälfte ihrer Produkte ausmachen1 und es trotzdem keinen relevanten Markt für die stoffliche Weiterverarbeitung von Spanplatten in Deutschland gibt. Ein Großteil der Platten wird am Lebensende thermisch verarbeitet – also verbrannt. 
Das Umweltbundesamt rät von dieser Nutzungsform ab2. Alle Holzprodukte haben die Eigenschaft, das während des Baumwachstums aus der Atmosphäre geholte Kohlendioxid (CO2) in Form von Kohlenstoff (C) zu speichern. Bei der Verbrennung wird der gespeicherte Kohlenstoff wieder zu CO2 und so in die Atmosphäre entlassen.
Die thermische Nutzung hat zwar das Potenzial, fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl durch biogene, nachwachsende Energieträger wie Holz zumindest teilweise zu ersetzen. Trotzdem gilt: Je länger der Kohlenstoff in Holzprodukten gebunden bleibt, desto besser!

 

Viel besser als Verbrennen: z.B. Unterkonstruktionen für Tribünen bauen!
Wie hier bei der Schwarzseher GmbH in Oldenburg!


Was sind schon drei Tonnen recycelte Spanplatte?

Mit der Unterstützung des Thünen-Instituts für Holzforschung können wir erste Hochrechnungen unseres Impacts nach einem Jahr Spanplatten-Rettung machen. Die Zahlen basieren auf einer Lebenszykusanalyse des Thünen-Instituts3 für einen Kubikmeter Spanplatten und werden als Richtwert* unseres eigenen Impacts herangezogen. An dieser Stelle danken wir dem Thünen-Institut für die Zeit, Mühe und die sehr ausführliche Beantwortung unserer Fragen!

Beginnen wir mit dem Global Warming Potential (GWP). Hier werden alle Treibhausgasemissionen subsummiert, die bei der Produktion von drei Tonnen Spanplatte ausgestoßen werden. Darunter fallen auch Gase wie Methan oder Lachgas, weshalb das GWP in CO2-Äquivalenten angegeben wird. Unser Einsparungspotenzial liegt in der Verwendung von Sekundärrohstoffen (aus dem Recycling gewonnen) anstatt Primärrohstoffen (unbearbeitet und frisch gewonnen).


Durch das Recycling von rund drei Tonnen Spanplatten
konnten wir also 832kg CO2 – äq. einsparen!
Das entspricht ungefähr einem Flug von Hamburg nach Tel Aviv!


 


 Die Produktion von drei Tonnen Spanplatten benötigt aber auch eine ganze Menge anderer wertvoller Ressourcen – wie zum Beispiel Frischwasser und Landflächen. Für die Herstellung der Platten werden ungefähr 5.200 Liter Wasser benötigt, was zur Veranschaulichung ungefähr einer Menge von 29 vollgefüllten Badewannen entspricht.
Außerdem muss das Holz für die frischen Platten auch erstmal irgendwo wachsen.
Der Frischholzanteil der Spanplatten (80%) benötigt den Platz einer geräumigen Drei-Zimmer-Wohnung mit einer Fläche von 110m2 4. Wir konnten also im vergangenen Jahr 832kg CO2 und 5.200 Liter Wasser sparen und eine Waldfläche von 110m2 durch das Recycling entsorgter Spanplatten schonen.

Was heißt das für die Zukunft?

Pro Kopf emittiert ein Mensch in Deutschland etwa 8 Tonnen CO2/Jahr5. Wenn wir in den kommenden Jahren nicht nur drei Tonnen Spanplatten retten, sondern 30 Tonnen, können wir allein durch das Recycling der Platten den Jahresimpact eines Menschen ausgleichen. Langfristig betrachtet, könnten Kund:innen so ihren jährlichen CO2-Ausstoß durch den Kauf unserer Möbel kompensieren. Wenn wir weiter in der Zukunft sogar 300 Tonnen Spanplatten im Jahr recyceln, könnten wir durch unsere Rettungsaktionen ein Team von 10 Angestellten CO2-neutral aufstellen. 

Aus einer Befragung unserer Kund:innen sehen wir, wie wichtig das Argument der Ressourcenschonung und der Kreislaufwirtschaft für Kaufentscheidungen geworden ist. Um unsere Vision der gelebten Kreislaufwirtschaft, der Vernetzung zur Rettung von Rohstoffen und der Transformation des linearen Wirtschaftssystems wahr werden zu lassen, brauchen wir nicht zuletzt auch wasserfeste Zahlen & Daten unseres Produktimpacts.
Dazu möchten wir uns gerne für Erhebungen im Bereich der Holzforschung anbieten:
Damit wir in diesem Jahr unseren Umweltimpact nicht nur hochrechnen, anlehnen und schätzen können, möchten wir uns akademisch austauschen und das Potenzial einer gut vernetzten Community nutzen.
 
Alle, die eine Chance darin sehen, im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten, Ökobilanzierungen uvm. mit uns wissenschaftlich zu kooperieren, sind herzlich dazu eingeladen sich bei uns zu melden: kontakt@clausundclaus.de 


Wir freuen uns auf ein gutes neues Jahr mit euch!

Eure claus+claus Crew

 


 * Die Lebenszyklusanalyse des Thünen-Instituts für Holzforschung wurde für einen Kubikmeter Spanplatten erstellt. Alle
Zahlen unseres Impacts sind Hochrechnungen dieser Analyse mit der Unterstützung des Thünen-Instituts und keine Ökobilanz unserer eigenen Produkte. 

Quellen: 
1: Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie & Statistisches Bundesamt (2015): Branchendaten Holzwerkstoffe. URL: https://vhi.de/holzwerkstoffe/branchendaten/ unter: https://vhi.de/


3: Institut Bauen und Umwelt e.V. & Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (06.10.2020): Umwelt-Produktdeklaration Spanplatte, roh. Erstellt von Thünen-Institut für Holzforschung. Hamburg, Berlin. S. 6-10. URL: https://www.pfleiderer.com/file_pim/Dokumente/IM0027043.PDF

4: H. Hedden (o.D.): Kleines Glossar zur Forstwirtschaft. Holzbestimmung Hamburg. Unter: https://www.holzundpapier.de/pdf/Kleines_Glossar_zur_Forstwirtschaft.pdf S. 1

5: A. Breitkopf (19.01.2022): Entwicklung der Pro-Kopf-CO2-Emissionen in Deutschland in den Jahren 1990 bis 2019. Unter: www.statista.com. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153528/umfrage/co2-ausstoss-je-einwohner-in-deutschland-seit-1990/