13.07.21

kreislaufwirtschaft_upcycling_klima

Mit Kreislaufwirtschaft fürs Klima!

Wir bringen frischen Wind in die Bürowelt. Als ökosozialer Betrieb kollidieren unsere wirtschaftlichen Ideen nicht mit unseren Ansprüchen an soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Ganz im Gegenteil: Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft muss endlich auch fester Bestandteil des Betriebswesens sein. In unserem ersten Blogbeitrag erzählen wir von geschlossenen Kreisläufen und einer Rettungsaktion. 

Mit dem Ansatz „practice what we preach“ haben wir im November 2020 ungefähr eine Tonne Spanplatten aus einer Oldenburger Tischlerei gerettet. Damit erfüllen wir zwei zentrale Voraussetzungen der Kreislaufwirtschaft: Hierbei werden der Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion wie auch anfallende Emissionen drastisch reduziert. Das gelingt durch geschlossene ökonomische und ökologische Kreisläufe.



Nach dem United Nations GEO5 Bericht (2012) wird eine Kreislaufwirtschaft dann möglich, wenn verwendete Materialflüsse biologischer Natur sind und ohne Probleme wieder in die Biosphäre rückgeführt werden können. Des Weiteren sollten Produkte so designt sein, dass sie innerhalb der Ökonomie langfristig zirkulieren können (reuse und recycle).

Wir haben also eine Tonne Spanplatten gerettet. Sie werden auch Transportplatten genannt, da sie üblicherweise die restlichen Platten vor Transportschäden schützen. Sie werden auf die normschönen Platten gelegt, damit diese nicht zerkratzen und sind definitionsgemäß sogenannte End of Life Produkte (EoL). In anderen Worten: sie wandern nach Ablauf des vermeintlichen Verwendungszwecks in den Müll. Wir haben stattdessen mit den unbeschichteten Platten unser Büro ausgebaut, die beschichteten Platten wurden zu unseren eigenen Büromöbeln. So finden die, für den Müll prädestinierten Platten, als Schreibtische oder als Regalböden ihren Weg zurück in den Kreislauf. Auch für unsere Kund:innen besteht die Möglichkeit, Möbel aus dem rezyklierten Transportplatten zu bestellen und somit Teil der Kreislaufwirtschaft zu werden. 

Seit zwei Monaten arbeiten wir schon in und an unserem Büro, das über der hauseigenen Tischlerei in einem Oldenburger Wohngebiet liegt. Die nächsten zwei Jahre können wir die Räumlichkeiten mitsamt der innerstädtischen Infrastruktur, der Leihautos und Maschinen nutzen. Danach werden Büro und Werkstatt aller Wahrscheinlichkeit nach abgerissen oder zweckentfremdet. Umso wichtiger ist es für uns, den Ausbau des Büros mit einem geringen Ressourcenaufwand zu gestalten. Auch bei unseren Möbeln achten wir darauf, dass sie langfristig nutzbar sind und an die Gegebenheiten anderer Räume angepasst oder repariert werden können. 

Damit sind wir an mehr interessiert, als an einem Upcycling-Heimprojekt. Das ist ein Arbeitsethos. Der globale Ressourcenbedarf kann von der linearen Wirtschaft nicht länger gewährleistet, ihre Abfallprodukte nicht länger von globalen Ökosystemen absorbiert werden (UNEP, 2011). Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft hingegen könnte die Treibhausgasemissionen eines jeden Staates um 70% reduzieren (Stahel, 2016 S. 435). Zudem kann der Bedarf an sogenannten „virgin materials“, also von Primärrohstoffen, signifikant gesenkt werden. Anstatt auf Effizienz- und Ertragssteigerung zu setzen, wollen wir unseren Betriebs-Impact durch die Wiederverwendung von bereits in Umlauf gebrachten Materialien senken. Wir wollen wortwörtlich nachhaltig produzieren, reparierbar, variabel, zirkulär. Wir begreifen uns damit als Teil einer Bewegung, als Teil einer Transformation der Wirtschaft. 


Quellen: 
Haas et al. (2015): How Circular is the Global Economy? In: Journal of Industrial Ecology, Vol. 19, No. 5

Stahel (2016): Circular Economy. In: Nature Vol. 531. Macmillan Publishers Limited

United Nations Environmental Program (2011). Decoupling natural resource use and environmental impacts from economic growth, a report of the Working Group on Decoupling to the International Resource Panel. Nairobi: UNEP

United Nations Environment Programme (2012): Global Environment Outlook 5: Environment for the future we want. Nairobi: UNEP