Nachhaltige Büromöbel durch und durch – was das neue Lieferkettengesetz für uns bedeutet

Nachhaltige Büromöbel durch und durch – was das neue Lieferkettengesetz für uns bedeutet


Es sind keine Einzelfälle!

2012 sterben in einer KiK-Zulieferfabrik in Pakistan 258 Arbeiter:innen durch mangelnden Brandschutz1. In demselben Jahr werden 34 streikende Mienenarbeiter:innen vor einer Platinmine in Südafrika erschossen2. In Bangladesh stürzt 2013 das Rana Plaza ein, eine große Halle in Sabhar, in der mehrere Textilfirmen untergebracht waren, 1135 Menschen sterben und 2438 Menschen werden verletzt3. Deutsche Firmen umspannen mit ihren Lieferketten die ganze Welt. Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden entlang dieser Ketten sind keine isolierten Tragödien, sie werden bewusst in Kauf genommen um von Wettbewerbsvorteilen zu profitieren. 

Damit soll jetzt Schluss sein.

Ein Gesetzesentwurf für die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten wurde kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedet: das sogenannte Lieferkettengesetz4.
Ziel davon ist es, in Deutschland ansässige Unternehmen künftig zu verpflichten, Verantwortung für die Einhaltung internationaler Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten zu übernehmen.
Auch Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferer sollen überprüft werden – und das bis hin zur Miene oder bis zum Feld. 

Die Sorgfaltspflicht umfasst dabei eine „Bemühungspflicht“ und keine „Garantiepflicht“5.  
Unternehmen müssen beweisen, dass sie alles in ihrer Macht stehende getan haben, um Menschenrechtsverletzungen entlang ihrer Lieferkette zu vermeiden. Es sollen Risiken identifiziert, bewertet und im Anschluss reduziert oder sogar gänzlich umgangen werden. Zusätzlich muss eine Verantwortungs- und Berichtstruktur in allen Abteilungen etabliert werden. 

Wir finden das toll! Das Lieferkettengesetz sendet wichtige Signale an Unternehmen, die sich bereits für ein sozial gerechtes und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften bemühen, das aber bisher mit Wettbewerbsnachteilen abgestraft wurde. Der Kerngedanke ist für uns als ökosozialer Betrieb von enormer Bedeutung: bis wohin reicht eigentlich unser Weltverbesserkurs? Unter welchen Umständen wollen wir Gewinne machen und zu welchem Preis? Betroffen sind zunächst Unternehmen mit einer Größe ab 3000 Mitarbeiter:innen und das auch erst ab 2023. Als kleines Jungunternehmen sind wir also eigentlich nicht von dem Gesetz betroffen, haben aber schon heute größere Ambitionen. 


Zum Beispiel werden Umweltschäden von dem Gesetzesentwurf zwar erfasst, allerdings nur wenn sie in eine direkte Verbindung mit Menschenrechtsverletzungen gebracht werden können5. Wir finden das schafft rechtliche Graubereiche, denn als Teil der Umwelt lässt sich der Mensch nicht entkoppelt von ihr betrachten. Egal ob Erkrankungen durch Quecksilber-Einsatz in Goldminen, Luft- und Wasserverschmutzungen, Bodenerosionen oder der dramatische Verlust der Artenvielfalt. Umweltschäden wirken sich immer auch auf menschliches Wohlergehen und auf die Einhaltung unserer Rechte aus. Darum sollen unsere Lieferketten nachvollziehbar, fair, regional und ökologisch sein. 

In unserem kurzen Bestehen sind bestimmt noch nicht alle Entscheidungen gefallen. Trotzdem achten wir im Rahmen unserer Lieferkette auf einen möglichst direkten Bezug unserer Materialien von regionalen Herstellern und auf deren umweltfreundliche Beschaffenheit.


So fördern wir Kreislauffähigkeit, vermeiden nicht abbaubare Abfälle und stärken lokale und regionale Kooperationen. Zum Beispiel beziehen wir unsere Kreislauf- und Sperrholzplatten von einem regionalen Hersteller. Und weil wir alle ein Recht auf einen Arbeitsplatz haben, der keine toxischen Gase ausdünstet, sind die Sperrholzplatten aus Birkenholz auch schadstofffrei verfügbar. Schadstofffrei sind auch unsere Lacke und Leime, die wir aus deutscher Produktion und lokalem Handel beziehen. Unsere Beschichtungen bekommen wir von einem Oldenburger Betrieb, wobei uns der Hersteller des darin enthaltenen Pulvers zur Zeit nicht bekannt ist. Weitere Beschläge kommen aus dem regionalen Fachhandel und werden in Ostwestfalen hergestellt. 

Unsere erste Bestellung wurde erfolgreich ausgeliefert, und das in Kartonagen aus einer Kooperation mit einem Oldenburger Betrieb. Die Auslieferung selbst wie auch unsere Einkäufe erledigen wir mit einem Oldenburger Carsharing Unternehmen. 

Aber auch unser Arbeitsinstrumentarium, digital wie analog und von der Werkstatt bis ins Büro, soll durch eine nachvollziehbare, faire und ökologische Wertschöpfung geprägt sein. Unsere Maschinen kaufen wir von einem regionalen Fachhandel oder online von deutschen Anbietern. Büroartikel bestellen wir bei einem ökologisch nachhaltigen Büroversand, der mit wiederverwendbaren Verpackungen arbeitet. Unsere Website und andere digitale Tools für kollaboratives Arbeiten laufen, während du das hier liest, über einen deutschen Anbieter mit Ökostrom. Auch unsere Druckerei ist in Oldenburg ansässig, ökologisch und selbstorganisiert. 

Das sind nur einige der vielen Gedanken, die wir uns zu unseren Herstellern, Zuliefer:innen und Kooperationspartner:innen tagtäglich machen. Wir wissen, dass der Teufel im Detail steckt und wollen in Zukunft unsere Sorgfaltspflicht in jeder Faser unserer Lieferkette wahrnehmen. Denn auch wenn wir noch nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind, wünschen wir uns faire Entlohnungen, würdige Arbeitsbedingungen und eine umweltfreundliche Produktion als Grundwerte unserer Wirtschaftsweise. Das Lieferkettengesetz ist dafür ein wichtiger erster Schritt: es werden Anreize geschaffen, diese Grundwerte in die deutsche Gründerkultur zu integrieren. 

Quellen:
1 Forensic Architecture (2018): The Ali Enterprise Factory Fire. URL: https://forensic-architecture.org/investigation/the-ali-enterprises-factory-fire (zuletzt abgerufen am 16.03.2021)
2 Brot für die Welt (2018): Edles Metall – Unwürdiger Abbau. Platin aus Südafrika und die Verantwortung deutscher Unternehmen. URL: https://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/Fachinformationen/Analyse/Analyse75-de-v10-Web.pdf
3 Bundeszentrale für politische Bildung (2018): Vor fünf Jahren: Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh eingestürzt. URL: https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/268127/textilindustrie-bangladesch (zuletzt aufgerufen am 16.03.2021)
4 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (3.März 2021): Kabinett verabschiedet Sorgfaltspflichtgesetz. URL: https://www.csr-in-deutschland.de/DE/Aktuelles/Meldungen/2021/sorgfaltspflichtengesetz.html;jsessionid=6DDEB23DC8891922CEB2EA96C4278CD3 (zuletzt aufgerufen am 13.03.2021)
5 Philip Banse & Ulf Buermaier (Moderatoren) (2020, 18. Februar): Lieferkettengesetz, „Berlin autofrei“, Dritte Welle, Schnelltests, Impfungen, Lesbare Gesetze tbc, 1 Jahr Hanau [Audio Podcast] in: Die Lage der Nation, Folge 229. https://lagedernation.org/2021/02/18/ldn229-lieferkettengesetz-berlin-autofrei-dritte-welle-schnelltests-impfungen-lesbare-gesetze-tbc-1-jahr-hanau/

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Datum

23. März 2021

Autor

Olivia Leth

Tags

Klimawandel
Lieferkette
Lieferkettengesetz

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